9. 1814: „Abholung“ des Gnadenbildes

 

In der Zeit der Säkularisation sollte nach einem Beschluss des Herzoglichen Ministeriums (vom 9.10.1813) die Wallfahrtskirche in Bornhofen verkauft, das „Gnadenbild aber anderwärts transportirt“ werden.

 

Die Glocken, Paramente (Textilien zu gottesdienstlichen Zwecken), Leuchter, Messgewänder und das „Weißzeug“ wurden nach Wiesbaden gebracht, alle anderen Kostbarkeiten verschleudert, und die goldenen und silbernen Votivgeschenke (Kreuze, Herzen, ...) eingeschmolzen, um die Kasse des Herzogs zu füllen. Nach Wiesbaden sollte auch das Gnadenbild übertragen werden: 

 

Schon stand das Pferdegespann, um es aufzunehmen, vor der Kirche; Arbeiter waren zur Stelle; ein Schreiner aus Camp hatte die Herabnahme des Bildes übernommen und zu diesem Zwecke eine Leiter vor den Altar gebracht. Im Aufsteigen brach eine Sprosse derselben; der Schreiner fiel, brach ein Bein und erlitt noch weitere Unfälle.

 

Als der Fuhrmann aus Wiesbaden vernahm, was vorgefallen, spannte er ungesäumt wieder ein und fuhr nach Hause, „den Schrecken im Herzen“. – Im Sommer 1819 zog man die Abholung des Marienbildes wieder in Erwägung. Stadtpfarrer Weil (Wiesbaden) verzichtete aber im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstand darauf, weil „dieses von Seiten der Camper Einwohner mit bitteren Gefühlen verbunden sei“.


(Siehe auch: „Ein Blick auf das Gnadenbild“)

Quelle: „Das Gnadenbild von Bornhofen“. v. P. J. A. Krebs. 

               Neu hrsg. Linz a. Rh. (o. J. – um 1890)

Start: 19.12.2015