Bildnachlese zum Besuch von

Weihbischof Jörg Michael Peters (Trier)

im Wallfahrtskloster Bornhofen

 

Pontifikalamt

mit dem Weihbischof
des Bistums Trier,

Jörg Michael Peters

 

 

 

 

 

anlässlich der 

 

Eröffnung der Wallfahrtszeit 2022 und

dem Jahr des Ölbaumes

am Sonntag, dem 1. Mai 2022

 

Predigt anl. der Eröffnung der Wallfahrt 2022 in Bornhofen am 1. Mai 2022

 

 

Texte: Hebr 5,7-9   -   Joh 19,25-27

Der die Macht hat,

alles aus dem Nichts zu schaffen,

wollte die verwundete Schöpfung

nicht ohne Maria wiederherstellen.

(Anselm von Canterbury, + 1109)

 

An unsere Erlösungsbedürftigkeit erinnert nicht nur dieses wunderbare Wort Anselm von Canterbury’s; die Hl. Schrift selber erinnert uns vielfältig daran. Auch die beiden kurzen Abschnitte, die wir eben in der Lesung und im Evangelium gehört haben, lassen das - zumal hier, am Wallfahrtsort Bornhofen, wo uns das Bild der Pietá, der Schmerzensmutter gezeigt wird -, deutlich werden. Die Botschaft ist klar; sie will uns sagen:

Die Schöpfung ist mehr als Natur: Dem von Anfang an auf Gott hin geschaffenen Menschen begegnen die Dinge der Schöpfung als Gleichnis und Abbild. Sie erschöpfen sich nicht in Vorgängen, die bloß naturwissenschaftlich zu deuten sind.

Sie weisen über sich hinaus und sprechen in ihrer geordneten Schönheit von dem, der sie geschaffen hat, - damit wir in der Schöpfung ein Abbild finden von der Herrlichkeit, die unseren Augen noch verborgenen ist, bei Gott aber schon als sichtbare und greifbare Wirklichkeit existiert.

Aber diese in sich wunderbar schöne Schöpfung ist vom Menschen immer und immer wieder verletzt und geschunden worden. Aus sich wird sie den Weg zum Wieder-heil-Werden nicht finden. Und ein einfaches Zurück ins Paradies , wie es zu Beginn der Schöpfung existiert hat, gibt es nicht.

Nur einige Wunden, an denen diese unsere Schöpfung leidet, will ich nennen: die Pandemie, die auch nach mehr als zwei Jahren noch immer stark in unser Leben, vor allem in unser menschliches Miteinander eingreift.

Dann die Flutkatastrophe in unserem hochentwickelten Land, die so viele Tote gefordert hat, gerade an der Ahr in unserem Trierer Bistum, aber auch anderswo in Deutschland und in der Welt.

Nicht zuletzt die Nachrichten und Bilder eines brutalen Krieges, der aus Machtgier ungezählt viele Opfer fordert.

Und die Frage, ob solch schlimmes Geschehen Gott berührt, ob es ihn kalt lässt, erfährt in der Lesung aus dem Hebräerbrief und auch im Evangelium eine eindeutige Antwort:

Vom Sohn Gottes ist da die Rede, der mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor seinen und unseren Gott getragen hat und erhört worden ist – um den Preis seines Sterbens am Kreuz. Und die Geste, dem Jünger, der zusammen mit den Frauen beim Kreuz Jesu bis zum Aushauchen seines Lebens ausgehalten hat, die eigene Mutter zur Mutter zu geben, hilft mir, die besondere Erwählung Marias im Heilsplan Gottes mit uns Menschen zu verstehen.

 

Mit Maria steht uns vor Augen: Gott hat einen Heilsplan nicht nur für uns, sondern auch mit uns.

Unser Gott ‚hinterlegt’ gleichsam seine Himmelsherrlichkeit, um in der Menschwerdung, mehr noch in der freiwilligen Hingabe seines Sohnes Jesus Christus, uns Menschen den Heilsweg zu erschließen; er macht das Menschengeschlecht, Sie und mich auf diese Weise groß, weil wir ihm wert und wichtig sind!

Ich will einige Gedanken ausführen, wie wir das denken und im Glauben annehmen und wahr-sein-lassen können:

Tief aus Gott, tief aus seinem Licht wurde der Mensch hervorgeholt, als Gottes wunderbares Geschöpf, begnadet mit Freiheit, Vernunft und Liebe - Gottes unbeschreibliche Erfindung.

Aus seiner eigenen Tiefe holte der Mensch die Freiheit hervor, nein zu sagen; nein dazu, Geschöpf zu sein, - die Sünde überschattete Gottes Licht im Menschen und wirft bis heute ihre Schatten auf uns.

Darum ist er Mensch geworden; er hat uns in der Taufe das Licht der Christusfreundschaft geschenkt, die uns mit dem Erlöser verbindet. Dieser Verbindung treu zu bleiben, ein Leben lang, ist wahrhaftig unsere Lebensaufgabe, die uns am Ende retten wird für die Ewigkeit.

Und auf dem Weg dahin, lässt Gott uns nicht allein, sondern speist und stärkt er uns mit dem Brot des Lebens, das er selber ist, Leib Christi, für uns gegeben, dass wir dieses Leben bestehen und Hoffnung haben, die befreit, - Gottes unbeschreibliche Weise, bei uns zu bleiben, den Weg des Lebens mit uns zu gehen.

Als Gottes Ebenbild, durch den Heiligen Geist befähigt, ihn verborgen und dennoch am Werk zu sehen im ganz Alltäglichen, darf ich mit meinem Gott, und ist mein Gott mit mir und ganz vielen unterwegs. Für mich ist es ein wunderbares Geschenk darum zu wissen, wissen zu dürfen.

Wo sind wir mehr beieinander und auf Augenhöhe als dort, wo wir das Lebensnotwendige miteinander teilen. Für viele von uns, in einer Zeit und Region eines relativen Wohlstands, ist das ‚Satt-Werden’ eher selbstverständlich.

Bei all dem werden wir nicht vergessen, Jesus selbst in der Gestalt des himmlischen Brotes gegenwärtig zu wissen, das sich hinschenkt, so dass im Empfang seines Leibes Jesu Geist zu unserem Geist werde und wir auf diese Weise mehr und mehr zu Kindern Gottes.

Auch hier in Bornhofen haben wir als Christen die Menschen nicht an einen Ort zu locken, an dem alles gut wird; wie zu einem Zaubermittel, das allen Hunger und alles Unglück und allen Hass einfach ungeschehen machte; nein, vor der Verwundbarkeit in dieser Welt, das spüren wir in dieser Zeit, vor Krankheit und Leid und dem Unheil, das Menschen einander zuzufügen imstande sind, bleiben wir nicht einfach verschont.

Aber: Wir haben eine Hoffnung; und den Auftrag, zu den Menschen zu gehen, um bei ihnen zu sein, und mit ihnen zusammen die Not zu lindern - weil der Herr dasselbe tat; das Beste unseres Glaubens zeigt sich und entsteht da, wo wir miteinander leben, wo der eine sich vom anderen berühren und betreffen lässt; wo wir bereit sind, uns in der Verantwortung füreinander auch schon mal die Finger schmutzig zu machen und darin von der Hoffnung und dem Geschenk der Erlösung Zeugnis geben, die sich schon heute in unser Leben hinein als tragender Grund erweist.

Feiern wir an diesem Ort des Gebetes beim Gnadenbild der Gottesmutter von Bornhofen heute und auch in Zukunft gerne und dankbar unseren Glauben.

Und vergessen wir nicht:

 

Der die Macht hat,

alles aus dem Nichts zu schaffen,

wollte die verwundete Schöpfung

nicht ohne Maria wiederherstellen.

 

Auf ihre Fürsprache können und dürfen wir vertrauen. Amen. 

 

Start: 19.12.2015