Auf ein Wort

2019

Jesus und die Sünderin / © Friedbert Simon (Fotografie) / Roland Friederichsen (Künstler) / In Pfarrbriefservice. de

Wer von euch ohne Sünde ist

 

Auf dem Tempelplatz in Jerusalem.

Gesetzeslehrer und Schriftgelehrte bringen eine junge Frau zu Jesus, die sie beim Ehebruch ergriffen haben...

Nun, was sagst du?“ fragen sie Jesus.

 

Joh 7,53-8,11

 

Hier und jetzt wird Jesus erklären müssen, wie er zu den Gesetzen des Moses und der mündlichen Tradition steht, die Ehebrecher aus dem Kreis der Lebenden ausschließt. Redet Jesus wie bisher, wird er erachtet als gefährlicher denn die Ehebrecherin selber. Lässt er sich auf das ein,
was die Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer schon immer gesagt haben: Die Frau hat gegen die Liebe Gottes und gegen das Gesetz verstoßen, daher verdient sie die gerechte Strafe.

 

Dass Jesus nur entfernt gedacht haben könnte, Gewalt gegen Gewalt zu setzen... „Nun, was sagst du?“ fragen sie Jesus. - „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ In Joh 7,53-8,11 vereinigt sich alles, was Jesus wollte: nicht Recht und Gerechtigkeit fordern, sondern zu sehen, was Menschen nötig haben, um zu leben... Gott als den gütigen Vater zu lehren, bereit und ohne Vorleistung jedem alles zu vergeben. Verstehen und vergeben statt aufrechnen und verurteilen, das ist die Vision Jesu von einem neuen Anfang.

 

Pater Hugon Superson OFM

Manfred Reichgeld

(03.10.2019)

Vernetzt - grenzenlos / © Wunibald Wörle // In: Pfarrbriefservice. de

Grenzenlos

 

Grenzen – wie wir dazu stehen? Das kann wie so vieles in unserem Leben ganz unterschiedlich sein. Um ihrer selbst willen können Grenzen als wertvoll erachtet werden, als notwendig oder unerträglich, wenn wir sie einschränkend oder als Mangel erfahren. Die Frage „Was wird sein, wenn wir am Ende unseres irdischen Lebensweges angekommen sind?“ beschreibt eine „Grenze“ und geht gedanklich zugleich darüber hinaus.
Wir glauben und hoffen, dass der Tod nicht endgültig ist, sondern ein neuer Anfang. Wir vertrauen der göttlichen Zusage, dass sich nach dem, was uns jetzt verborgen bleibt und unbegreiflich erscheint, Licht und Weite auftun und ein „Leben in Fülle“ erwartet – so wie es Jesus verheißen hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben“ (Joh 11,25). Begrenzt ist unser Leben. Grenzenlos ist die Liebe Gottes – von Anfang an und über alle Zeit hinaus.

 

Pater Hugon Superson OFM
Manfred Reichgeld

(02.06.2019)

© Peter Weidemann / In: Pfarrbriefservice.de

 

Aus anderer Sicht

 

Nicht wenige Probleme und Irritationen in unserem Leben entstehen dadurch, dass wir unsere Sicht der Dinge als die richtige oder allein mögliche behaupten. Wenn wir auf dem eigenen Recht bestehen, wie selbstverständlich entsprechende Reaktionen erwarten und alles andere nicht vorstellbar erscheint, ist dies nur die eine Seite – unvollständig und konfliktträchtig zugleich. Gelingt es uns aber, die eigene Befindlichkeit (auch) aus anderer Sicht zu denken, entstehen neue Perspektiven und tieferes Verstehen...

 

Nehmen wir die eigene Situation aus der „Sicht Gottes“ an - „Ich bin bei euch...“ -, relativieren sich Sorgen und Ängste und das, was uns bedrängt und unvollkommen erscheint: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen... Ich bin die Wahrheit und das Leben... Ihr seid das Salz der Erde... Wo ich bin, da werdet auch ihr sein...“

 

Das sind nicht unverbindliche Reden oder literarische Entwürfe, sondern konkrete Angebote und Antworten Gottes in der Botschaft Jesu. Indem wir dem glaubend und hoffend folgen, begeben wir uns in eine (innere) Wirklichkeit, die „wahrer“ ist als das, was uns sichtbar vor Augen kommt. „Wahrer“ meint auch, was uns aufhilft und stärkt und offener macht „auf ein Du und ein Wir hin“. 

 

Pater Hugon Superson OFM
Manfred Reichgeld

 

(25.01.2019)

 

© Friedbert Simon // In: Pfarrbriefservice.de

 

In allem gleich

 

Im Hebräer-Brief heißt es über Jesus, dass er uns in allem gleich geworden ist – außer der Sünde. Die Evangelien sprechen von seinem imponierenden Wirken - und so wie er mit „Meister“ angeredet wurde, spüren wir die Würde, die über ihm lag; seine Worte waren klar und unbestechlich, sein Gemüt reich und tief.

In der Kunst zweier Jahrtausende, die sich ihm zuwendet, klingt dies in vielfältiger Weise nach – in der poetischen Literatur ebenso wie in der Musik der großen Oratorien und „in Stein gehauen“ in den Plastiken und den Altarbildern.

 

 

In allem war Jesus den Menschen nah. In seinen Gleichnissen spricht er vom Schuldschein im Hinblick auf Gott, vom Fischfang und vom Ertrag der Rebe und des Feigenbaumes. - In seiner Botschaft ist nichts vage oder unverbindlich. In seinen Reden und seinem Tun wendet sich Jesus den Nöten und Freuden der Menschen zu. Er kümmert sich um die Kranken und Armen und die moralisch und sozial Verfemten, mit denen niemand an einem Tisch sitzen wollte. Bei ihm findet sich eine Einheit von Leben und Lehre, wie sie größer nicht gedacht werden kann.

 

 

 

Pater Hugon Superson OFM

 

Manfred Reichgeld

 

(07.01.2019)

Start: 19.12.2015