© Peter Weidemann / In: Pfarrbriefservice. de

 



Auf ein Wort

2017

Einander annehmen

 

 

So wie ihr in allem angenommen seid, sollt ihr auch einander annehmen... „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Mt 20,26)... In dem, was Jesus in Gleichnissen und sprachlichen Bildern sagt, lassen sich nicht Regeln oder Vorschriften erkennen, die zu überprüfen oder einzufordern wären. Es geht Jesus um einen neuen Anfang. „Einander annehmen“ lässt sich nicht in Rechte und Gesetze fassen und nicht so verhandeln wie die täglichen Dinge des Lebens.

 

Wir wissen: Auf dem eigenen Recht bestehen und das erlittene Unrecht mit der Forderung nach Strafe oder Wiedergutmachung zu verbinden, beseitigt nicht das Leid, es verschiebt es nur – und der Andere steht noch schlechter da als zuvor.  Ein neuer Anfang ist möglich, wenn es uns gelingt, auf das zu blicken und zu verstehen, was der „Situation“/dem Unrecht vorausgegangen ist, „hinzusehen“ auf mögliche Ursachen, Motive und Prägungen - und „abzusehen“ von dem, was als einengend und demütigend empfunden wird.

 

So ist Jesus den Menschen seiner Zeit begegnet; er lädt uns ein, es ihm gleichzutun: … hinsehen … absehen … neu beginnen.

 

 

Pater Hugon Superson OFM

Manfred Reichgeld

 

Bild: www.amoris-laetitia.de in Pfarrbriefservice.de

 

Die Liebe macht alles neu

 

 

In der Liebe wachsen... Das ist die Botschaft Jesu. – In der Liebe wachsen, heißt, der Sprache der Seele entschiedener zu folgen als der Sprache der Sinne. Wir nähern uns dem, was Exupèry „das Eigentliche ist unsichtbar“ nennt, wenn wir mit den Augen der Liebe sehen – und entsprechend handeln.

 

Nicht in äußeren Dingen – in einer gemeinsamen Aufgabe z.B. – kommen sich Menschen am nächsten, sondern in dem, was sie untrennbar verbindet: In der Freude, im Glück, in der Liebe – und in der Sprache, die sie dazu finden. Von Jesus wissen wir: Wir sind Gott am nächsten, wenn wir den Menschen nah sind. In dieser Nähe ahnen wir etwas von dem, was unser wahres Wesen ausmacht und was uns zuletzt gemeinsam emporträgt „in ein jenseitiges Land voller Zauber und Träume“.

 

Allein die Liebe macht alles neu, sie vermag zu trösten und zu heilen, aufzubrechen, was verschlossen ist... Die Liebe, die wir empfangen und weitergeben, lässt uns ahnen und glauben, dass sich hinter allen Grenzen Licht und Weite auftun und unsere Träume Wirklichkeit werden: GOTT.

 

 

Pater Hugon Superson OFM

Manfred Reichgeld

(August 2017)

Einen Menschen haben

 

 

Im Johannes-Evangelium (5, 1-18) wird die Geschichte von den Kranken am Teich Bethesda erzählt, die auf einen Engel warten, der das Wasser bewegen soll. Wer dann als erster ins Wasser kommt, wird gesund. – Jesus spricht mit einem Kranken: „Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!“

 

So lange ein Kranker sagen muss: „Ich habe keinen Menschen...“, so lange sind die Bindungen der Menschen aneinander verzerrt oder zerstört. Krankheit ist dem Neuen Testament zufolge nicht eine „eigene Angelegenheit“, die jeder für sich allein zu behandeln hat.

 

Der Kranke am Teich von Bethesda – entfremdet von den Menschen um ihn – sagt, warum er noch krank ist: weil er keinen Menschen hat. Er ruft um Hilfe. Die Antwort Jesu ist eindeutig: Ich will, dass ihr eins seid. Überwindet alles, was euch trennt und blind macht zu hören und zu sehen. Keinen-Menschen-Haben ist eine Perversion des Lebens, das Gott euch zugedacht hat.

 

Durch unseren Sinn und unsere Hände kann die Vision Jesu wahr werden: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

 

 

Pater Hugon Superson OFM

Manfred Reichgeld

(Januar 2017)

Start: 19.12.2015