Benefiz-Kreis-Chorkonzert zum 95-jährigen Jubiläum

Der Kreischorverband (KCV) Rhein-Lahn wird in diesem Jahr 95 Jahre alt. Das sei zwar kein klassisches Jubiläum meinte Kreischorleiter Jürgen Salzig, aber Grund genug, dieses Jubiläum musikalisch zu feiern. Dies umso mehr, da es wahrscheinlich das letzte Konzert des KCV Rhein-Lahn sein dürfte, bevor es sich mit dem Kreischorverband Unterlahn zu einem Kreis-Chorverband zusammenschließt und dann das gesamte Gebiet des politischen Rhein-Lahn-Kreises umfasst.

Da dem KCV Rhein-Lahn sehr viele Chöre angehören, die alle mit ihrer hohen musikalischen Qualität zu Gehör gebracht werden sollten,  musste das Jubiläumskonzert auf zwei Tage verteilt werden, und dazu bot sich die Pilgerhalle des Wallfahrtsklosters Kamp-Bornhofen geradezu an. Pater Eryk hieß sie alle auf das herzlichste willkommen, wie auch der Schirmherr dieser dann großen Chorveranstaltung, Landrat Frank Puchtler, sich in seiner Ansprache als ein großer Freund qualitativ hohen Chorgesanges zeigte. Innenminister Roger Lewentz hatte in seiner Lobeshymne zum Jubiläum des KCV Rhein-Lahn die Innenrenovierung der Wallfahrtskirche im kommenden Jahr angesprochen. Dieses Vorhaben bestätigte Pater Eryk, das Bistum habe so entschieden. Er wandte ich dem Chorgesang zu: „Es ist doch schön, dass es Lieder in allen Schattierungen gibt und wir alle an diesem beiden Tagen in einen großen Kunstgenuss kommen.“

Sehr schön zu sehen war das sehr große Interesse des Publikums, dass die Pilgerhalle nahezu vollständig für sich einnahm und während der Darbietungen der Chöre äußerst aufmerksam war. Fünf Chöre am Freitag, 6 am Samstag, die durch Zusammenschluss der Chorgemeinschaften Lahnstein und Braubach auf 7 anwuchs. Begleiteten am Freitag noch etliche Instrumente wie Saxophon, Posaune, Bratsche und Trompete, aber auch historische wie die Rauschpfeife den Gesang, so war es am Samstag das Klavier mit Elisabeth Derer oder auch Lisa Dor mit ihrem Frauen- und Kirchenchor Lierschied, sowie die Darbuka (orientalische Trommel) bei Wolfgang Kemp des Männerensembles Unerhört.

Am Freitag endeten die musikalischen Darbietungen in einer äußerst stimmungsvollen Serie Kölscher Melodien des Quartettvereins Osterspai, am Samstag war es, wie hätte es anders sein können, das Ensemble Unerhört. Bis dahin aber boten die Chöre musikalischen Hochgenuss, angefangen mit Sinfonia Eintracht Weisel und dem Song „Solang man Träume noch leben kann“ oder „Bridge over troubled Water“ und „Dona Nobis Pacem“. Einen Mix an kirchlichen Liedern wie „Jesus meine Freude“ und weltlichen Evergreens wie „Es klingt ein Lied (Greensleeves)“ bot der Frauen und Kirchenchor Lierschied. Gewohnt hoch akzentuiert und klar sangen die Damen des Frauen- und Kirchenchores Nochern unter Leitung von Helena Germonie, „Dies ist der Tag“, oder auch „Hebe Deine Augen“, um nur zwei zu nennen.

Die Chorgemeinschaft Braubach stand dem in nichts nach. Dieser reine Männerchor sang die 3 Abendlieder wie „Im Abendrot“ und „Der Mond ist aufgegangen innig und schön, dass 3 Lieder einfach zu wenig gewesen waren. Jürgen Salzig leitete nicht nur diesen Chor, auch die Chorgemeinschaft Braubach achtete auf seine Fingerzeige. Die ausgestreckten Zeigefinger des Chorleiters sind sein Markenzeichen, mit denen er sehr exakt die einzelnen Stimmen und Einätze abruft. Salzig stellte das Männerensemble Unerhört dazu, wodurch sich die „Hymne“ von Franz Schubert in ein Lied zum Mitbeten wandelte. Und wie wunderschön war dann „Heimat, Deine Sterne“ anzuhören. Beide Chorgemeinschaften zusammen stimmten dann „Über den Wolken“ von Reinhard Mey an, fügten das zukunftsblickende „Ihr von Morgen“, um dann die „Fröhliche Welt“ der Heimat am schönen Rhein zu besingen. Zwei Stimmen brillierten dabei von den beiden Flügeln mit ihren Baritonsoli, Stefan Reifferscheid links, Martin Lindner rechts. Das war Stereophonie in Reinkultur. „Unerhört“ ohne Choreographie war auch jetzt undenkbar. „Ave Maria“ der ukrainischen Komponistin Tatjana Wlasenko, was hätte besser in die Pilgerhalle gepasst als dieses Gebet an die segenreiche und leidgeprüfte Mutter Gottes, der diese Pilgerhalle gewidmet ist, meinte Winfried Kahl, bei seiner Moderation durch das Programm. Die Sänger bildeten einen Kreis um die Sopranistin Mareike Leypold, begannen mit ihren Stimmen und öffneten den Kreis, um die Sängerin freizugeben. Stefan Reifferscheid begleitet sie mit seiner unglaublich schönen Stimme. Damit aber nicht genug. „Lacrimosa“, das Klagelied einer afrikanischen Mutter um ihr verstorbenes Baby. Die Sänger als Patres in lateinischer Sprache, die Mutter, Mareike Leypold, antwortete und klagte in ihrer Stammessrache und ging durch das Publikum auf die Patres zu, die ihr beistanden. Das war Tränen rührend, höchst andächtig, was das Publikum mit absoluten Schweigen honorierte, bevor es dann in stehenden Beifall ausbrach.

Winfried Kahl forderte alle auf, zum Abschluss dieses großartigen Konzerts in den Sängerspruch „Du Land der Burgen“ mit einzustimmen.

(Norbert Schmiedel)

Start: 19.12.2015