2. Horizontales Vesperbild


Das Gnadenbild von Bornhofen bezeichnet man vom Typus her als „Horizontales Vesperbild“ wegen der namensgebenden Lagerung des Christuskörpers. Dieses Motiv findet sich zuerst in Böhmen, es breitete sich dann über Schlesien, Siebenbürgen, Österreich bis nach Norditalien aus.

 

Eine motivische Besonderheit zeigt die Bornhofener Pietà in der Führung der Arme. Maria nimmt mit ihrer linken Hand den linken Unterarm des Sohnes auf, während dessen rechter Arm leicht gebeugt in seinem Schoß liegt. Diese Darstellung geht auf das ältere Motiv der „im Schoß gekreuzten Arme“ zurück (z.B. beim Vesperbild aus St. Matthias in Breslau – um 1420).

 

In späteren Arbeiten hat sich das Motiv der Armführung verändert – wie z.B. bei dem Ende des 15. Jahrhunderts entstandenen „Cochemer Vesperbild“, das sich heute im Landesmuseum in Trier befindet. Maria hält auch hier den linken Arm des Sohnes, während der rechte Arm des nach vorn gedrehten Christuskörpers zu Boden gesunken ist. Bevor sie nach Cochem kam, befand sich die Pietà in Bornhofen.


Manfred Reichgeld

Start: 19.12.2015